Zusammenfassung
Hintergrund/Ziele: Für die Planung im Gesundheitswesen ist es wichtig, die Häufigkeit von Beschwerden,
Gesundheitsstörungen und Krankheiten zu erfassen. In der vorliegenden Arbeit wird
eine Auswertung von einer über 10 Jahre geführten Fälle-Erhebung in einer allgemeinärztlichen
Praxis präsentiert.
Methoden: Zwischen 1. Oktober 1989 und 30. September 1999 wurden in einer Einzel-Allgemeinpraxis
(WF) in Niederösterreich alle Behandlungsfälle personenbezogen registriert. Die Klassifizierung
und Benennung der Beratungsergebnisse erfolgte nach den Definitionen der Kasugraphie.
Die Daten wurden, entsprechend einer Prävalenzzählung, sowohl nach einzelnen Jahren
als auch nach Zeitperioden gegliedert und ausgewertet.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum von 10 Jahren wurden 24.532 Behandlungsfälle bei 1591 Männern
und 1980 Frauen (n=3571) registriert. Nach Zeitperioden unterteilt gab es konsistent
um etwa zwei Drittel mehr Behandlungsfälle bei Frauen. Im Durchschnitt wurden pro
Patient 2,34 Gesundheitsstörungen pro Jahr beobachtet; bei 84,5% aller Beratungsergebnisse
handelte es sich um neue Fälle. Neue Gesundheitsstörungen, die im jeweilig vorangegangenen
Statistikjahr anbehandelt und im folgenden Jahr nochmals vorgestellt wurden, machten
1,6% aus. Die übrigen Behandlungsfälle betrafen chronische Leiden (13,9%). Für rund
die Hälfte aller Fälle wird mit 25 Bezeichnungen für Gesundheitsstörungen das Auslangen
gefunden, insgesamt 50 Begriffe reichen zur Beschreibung von rund zwei Drittel der
Fälle. Bei einer Klassifizierung hinsichtlich diagnostischer Sicherheit müssen 49%
der Beratungsergebnisse Symptomen und Symptomgruppen zugeordnet werden, 40% entsprechen
dem Bild einer Krankheit und 11% einer Diagnose.
Schlussfolgerungen: Eine Erhebung von Gesundheitsstörungen auf Ebene einer Allgemeinpraxis erfasst einen
quantitativ bedeutsamen Teil der Morbidität in der Bevölkerung. Während 10 Jahren
lassen sich in einer einzelnen Praxis bereits Häufigkeitstrends beobachten. Umso aussagekräftiger
könnte eine kontinuierliche Fälle-Registrierung in repräsentativen Praxisnetzwerken
sein.
Abstract
Objectives: Reasonable planning within the health care system requires knowledge about the prevalence
of health problems in the community. We present the results of a 10 year longitudinal
study in a family practice located in rural Lower Austria.
Patients and Methods: Between 1 October 1989 and 30 September 1999, all health problems presented in patient
contacts were recorded and categorized by using definitions of the Kasu-graphy. Prevalence
data were broken down into single years as well as into 3 periods of observation.
Results: The study period of 10 years involved 3571 patients (1591 men and 1980 women) and
24,532 episodes of care. In terms of presented health problems, females exceeded males
consistently by two thirds. On an average, 2.34 episodes were recorded per patient
per year. New health problems accounted for 84.5% of the episodes, and 1.6% were new
cases which were continued to be treated in the respective following observation year.
The rest was due to chronic conditions (13.9%). Only 25 terms of illnesses were needed
to label around 50% of all the patient encounters; two thirds of all episodes could
be labelled using 50 terms. Concerning the firmness of categorizing a complaint 49%
of the episodes of care had to be attributed to „symptoms and groups of symptoms”
(without any confirmed diagnosis), 40% to „picture of a classic disease, but not confirmed”
and only 11% were „definite diagnoses” (confirmed).
Conclusions: The prevalence of health problems in a general practice represents a large part of
the morbidity in a population. In a ten-years-period in a single-handed practice,
trends in frequency could already be observed. Continuous recording of episodes through
networks of representative general practices could even be more predicative.
Schlüsselwörter
Allgemeinmedizin - Epidemiologie - Gesundheitssystem - Prävalenz
Keywords
family practice - primary care - epidemiology - health care system - prevalence